Der Publikumsliebling von Cannes: ein Stummfilm ohne Mief, der seine Zuschauer mit entwaffnendem Charme und großer Emotion gewinnt. Dass es sich bei “The Artist” trotz schwarzweißer Bilder, engstem 1,33:1-Format und eingeblendeten Titelkarten anstatt gesprochener Dialoge nicht um eine angestrengte Fingerübung handelt, die der Ära des Stummfilms mit strengem Bilderwerk huldigen will, dazu reicht ein Blick auf die bisherige Filmographie von Regisseur Michel Hazanavicius. Der Filmemacher gehört nicht zu den führenden französischen Kunstgewerblern, sondern hat mit den beiden Filmen um Agent “0SS 117” – ebenfalls mit “The Artist”-Hauptdarsteller Jean Dujardin als Star – zwei pfiffige (und in Deutschland trotz Synchro von Oliver Kalkofe nur beschränkt erfolgreich als Videopremiere ausgewertete) Parodien auf Spionagefilme der Sechzigerjahre realisiert, die an den französischen Kinokassen abräumten. Auch “The Artist” ist wieder eine von ganzem Herzen empfundene Verbeugung vor dem Kino der Vergangenheit. Aber auch ein lupenreiner Publikumsfilm, der sich ganz den Gesetzen des Stummfilms unterordnet, es sich aber auch erlaubt, mit ein paar originellen Tricks und Kniffen sich über das Regelwerk hinwegzusetzen und klarzumachen, dass er nicht nur mit der Technik, sondern auch dem Verständnis des 21. Jahrhunderts gemacht wurde. Erzählt wird, ganz nach dem Vorbild von “Singing in the Rain”, eine Geschichte aus der Zeit, als der Stummfilm vom Tonfilm abgelöst wurde und seine alten Stars einer neuen Garde junger Schauspieler weichen mussten: Bye-bye, vielsagende Blicke – hallo, perfekt vorgetragene Texte. So erlebt man den offenkundig Douglas Fairbanks jr. nachempfundenen George Valentin zunächst 1927 auf der Höhe seines Ruhms und verfolgt dann seinen Absturz, während das kleine Starlet Peppy Miller (Dujardins Lebensgefährtin Bérenice Bejo mit Karrierepotenzial), das von ihm seine erste Chance erhielt, zum Superstar des Tonfilms avanciert. Wie die beiden sich dennoch ineinander verlieben und einander retten, davon erzählt “The Artist” mit entwaffnendem Charme, Witz und Augenzwinkern. Hazanavicius hat seine Hausaufgaben gemacht, die Vorbilder minuziös studiert und präsentiert nun sozusagen die auf 100 Minuten komprimierte Essenz des frühen Kinoschaffens. Stets bleibt der Regisseur dem Regelwerk des Stummfilms treu, sieht man von einem kurzen Albtraum Valentins ab, in dem vereinzelte Geräusche zu einem ohrenbetäubenden Crescendo anschwellen und als Vorbote kommenden Unheils wirken. Immer wieder hat der Film hinreißende Ideen, ob er nun die Musik aus Hitchcocks “Vertigo” verwendet, den Ton in einem entscheidenden Moment ganz abdreht oder zum Abschluss die befreienden Klänge klackernder Stepptanzschuhe erklingen lässt. Der Film ist ganz leichte Unterhaltung, die Verbeugung eines Franzosen vor dem ganz alten Hollywood, als es noch Hollywoodland war, und einfach unwiderstehlich – nicht zuletzt, weil er mit dem perfekt dressierten Terrier der Hauptfigur auch noch einen der wunderbarsten Hunde der Filmgeschichte vorzuweisen hat. Auf gut deutsch: ein durchschlagender Erfolg, der über den Festivaleinsatz in Cannes samt hochverdientem Darstellerpreis – hinaus die Herzen des Kinopublikums höher schlagen lassen sollte. ts.
Originaltitel: The Artist Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1 Regie: Michel Hazanavicius
Darsteller: Jean Dujardin (George Valentin), Bérénice Bejo (Peppy Miller), John Goodman (Produzent Al Zimmer), James Cromwell (Clifton), Penelope Ann Miller (Doris), Missi Pyle (Constance), Malcolm McDowell, Beth Grant (Peppys Dienstmädchen), Stuart Pankin (Otto), Ed Lauter (Butler), Joel Murray (Feuerwehrmann), Christopher Ashe (Reginald Sassafras), Bitsie Tulloch (Norma), Calvin Dean (Mr. Sauveur)
Produktion: Thomas Langmann Produktionsland: Frankreich/Belgien Produktionsjahr: 2011 Bildformate: 1:1,33/4:3 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Medienanzahl: 1 Laufzeit: 96 min.
Filmpreise: Name: Video Champion Jahr: 2012 Kategorie: Internationaler Film Features: Making of, Behind the Music, Outtakes, Interviews, Trailer
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