In Gareth Evans’ Gangsterepos, das er als furiose Martial-Arts-Schlachtplatte aufbereitet, brilliert erneut Nahkampfgenie Iko Uwais als Ein-Mann-Armee. Wind streicht durch ein Bambusfeld. Ein Mann mit Baseballschläger schlendert durch die Straßen. Eine Frau mit Sonnenbrille fährt U-Bahn. Immer wieder kehrt der Film zu diesen Szenen zurück. Bis der Mann vor einem Lagerhaus ankommt und die Frau zwei Hämmer aus ihrer Tasche holt. Im Umschnitt spritzt Blut auf Bambusblätter. Eine Explosion der Gewalt, klug aufgebaut, selbsterklärend – erst Ruhe, dann Sturm. Diese Art von Tempowechsel ist symptomatisch für Gareth Evans’ Sequel zu seinem hoch erfolgreichen Martial-Arts-Actioner “The Raid” (2011), in dem eine Spezialeinheit in Jakarta die Wohnfestung eines Drogenlords erstürmt. Ein Vorspiel, Einstimmung nur auf “The Raid 2”, der den Vorgänger in Sachen Blutzoll, Härte und Tempo weit übertrifft. Knapp 150 Minuten Adrenalin pur, im Zentrum steht erneut Polizist Rama, der sich nach dem Mord an seinem Bruder zu einer lebensgefährlichen Undercover-Mission überreden lässt. Einen mächtigen Gangsterboss soll er zu Fall bringen. Um an ihn heranzukommen, geht der Cop für zwei Jahre ins Gefängnis. Hier rettet er dem Sohn des Clanchefs das Leben – seine Eintrittskarte ins mächtige Bangun-Syndikat. War in Teil eins, einer Art Fernost-Variante von “Rio Bravo”, noch Reduktion angesagt, beschreitet der in Indonesien lebende walisische Regisseur hier den entgegen gesetzten Weg. Die ganze Stadt, eine trostlose graue Betonwüste, wird zum Schlachtfeld, jeder kämpft gegen jeden, die Allianzen wechseln stetig. Das Personal – eine korrupte Exekutive inklusive – ist US-Gangsterfilmen ebenso entlehnt wie den Polizeifilmen aus Hongkong, die Figuren sind stilisiert wie bei Jean-Pierre Melville. Es geht um Loyalitäten, offene Rechnungen, Hierarchiekämpfe sowie Väter und Söhne, die sich verraten, für einander sterben und töten. Und das in extremster Form. Knochen splittern krachend, dutzendfach wird mit Messern zugestochen, Kugeln fliegen. Vor allem ist jedoch Nahkampf angesagt. Bewegungswunder Iko Uwais scheint als Held der Schwerkraft zu trotzen, brillant choreographiert sind die zig (Massen-)Kampszenen, die ohne CGI-Effekte auskommen. Ein analoges Ballett der Gewalt, untermalt von einem hämmernden Soundtrack. Wahrlich nichts für Zartbesaitete – wie auch die sensationelle Autoverfolgungsjagd, die spielend neben denen aus einschlägigen Klassikern wie “Bullitt” oder “French Connection” besteht. Ton und Tonalität des Films entsprechend düster sind die Bilder von Matt Flannery, Grau-, Schwarz- und Brauntöne dominieren diese archaische Schlachtplatte, die an eine antike Tragödie erinnert. geh.
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