Mit großer Geste frönt Oscar-Gewinner Florian Henckel von Donnersmarck in seinem ersten Hollywoodfilm einem glamourösen Starkino von einst, das man längst ausgestorben wähnte. “Charade” von Stanley Donen oder Hitchcocks “Der unsichtbare Dritte” sind die unverkennbaren Vorbilder für die zweite Regiearbeit von Florian Henckel von Donnersmarck, ein geradezu süffig in edelste und exklusivste Designs und Dekors des Alten Europa gehülltes Rätselspiel, für das sich mit Johnny Depp und Angelina Jolie die zwei größten Stars des gegenwärtigen Hollywoodkinos gewinnen ließen. Das Teuerste ist gerade gut genug für das Remake des französischen Thrillers “Anthony Zimmer” von 2005 (deutscher TV-Titel: “Fluchtpunkt Nizza”). Ein bisschen lässt einen das Gefühl nicht los, als habe sich der deutsche Regisseur mit seinem ersten Film seit “Das Leben der Anderen” vor vier Jahren selbst belohnt für den sensationellen Triumph des Erstling, der im Oscar-Gewinn als bester fremdsprachiger Film gipfelte. Verdenken kann man es ihm jedenfalls nicht, auf das strenge, präzise Drama über menschliche Tragödien im Unrechtssystem der DDR einen leichten, unbeschwerten Unterhaltungsfilm folgen zu lassen, der ungefähr am anderen Ende des filmischen Spektrums angesiedelt ist: Ebenso romantisch wie die Handlung über einen nichts ahnenden amerikanischen Mathe-Professor auf der Suche nach Neuorientierung in der alten Welt, der von einer geheimnisvollen Schönen instrumentalisiert wird, um schlimme Finger und den langen Arm des Gesetzes zu täuschen, ist die Haltung von von Donnersmarck. Mit ihr zelebriert er ein Kino, das es in Zeiten der ewigen Beschleunigung eigentlich längst nicht mehr gibt und in dem die zart ausgeleuchteten Gesichter seiner Stars die aufwändigsten Special Effects sind. “The Tourist” hält sich inhaltlich zunächst ziemlich sklavisch an die Vorlage, um nach der zwischenzeitlichen Trennung seiner beiden Helden in Venedig Überraschungen und Handlungswendungen im Minutentakt aus dem Zylinder zu zaubern: Dass der unbedarfte Amerikaner, der standhaft darauf besteht, die Menschen in Italien auf Spanisch anzusprechen, sich in die Femme fatale verliebt, deren Täuschung es zu verdanken ist, dass er für einen tolldreisten Großbetrüger gehalten wird, mag noch nachvollziehbar sein. Dass sich der Tappsbär zum furchtlosen Retter wandelt, ist der Handlungskonvention geschuldet. Alles andere, was den Machern an Volten so einfiel, muss man halt schlucken. Das ist okay: “The Tourist” will Spaß machen, will den Zuschauer trunken machen mit seinem Rausch der Bilder, den Fünf-Sterne-Hotels, den atemberaubenden Roben, den bis in die letzte Nebenrolle perfekt gebundenen Krawatten. Es ist Fantasykino für Erwachsene, das in seinen hüftsteifen Actionszenen ins Straucheln kommt, ansonsten aber prächtig unterhält mit seiner Ode an die Schönheit, in der alles möglich ist. Auch dass der Mathelehrer das Herz der Beauty aus den Oberen Zehntausend gewinnt. ts.
Originaltitel: The Tourist Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Französisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Französisch/Engl. f. Hörg. Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
Darsteller: Angelina Jolie (Elise Ward), Johnny Depp (Frank Tupelo), Paul Bettany (Inspektor John Acheson), Timothy Dalton (Chefinspektor Jones), Steven Berkoff (Reginald Shaw), Rufus Sewell (Der Engländer), Bruno Wolkowitch (Sergeant), Mhamed Arezki (Kurier), Ralf Moeller
Produktion: Graham King Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2010 Regioncode: 2 Bildformate: 1:2,35/16:9 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1 Laufzeit: 98 min. Features: Audiokommentar, Featurettes, Interview, Wendecover
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