Heist-Movie, Thriller und Psychotrip: Als ein krimineller Auktionator nach einem Kunstraub sein Gedächtnis verliert, soll eine Hypnosetherapeutin helfen. Der Brite Danny Boyle ist ein (Hollywood-)Handwerker alter Schule, ein im Wortsinn versierter Genreregisseur, der seine Arbeiten mit einem persönlichen Stil versieht, ohne dabei je die Gattung zu verraten. Er besitzt einen genauen Blick für die Filmgeschichte, weiß aber auch um die Anforderungen moderner Kinounterhaltung. Mit sorgfältig zusammengestellter Musik – sei es in punkto Score oder ausgewählter Songs – macht er Tempo, an Videoclips und (kalter) Werbeästhetik orientiert er seinen Look – das gibt seinen Filmen Frische und verortet sie im Zeitgeist. Längst Kult ist sein Junkiedrama “Trainspotting”, mit seiner Bollywood-Hommage “Slumdog Millionär” räumte er bei den Oscars ab und mit “127 Hours” inszenierte er einen “Actionfilm, bei dem der Held sich nicht bewegen kann. Nun ist ein Heist-Movie in der Tradition von “Topkapi” oder “Wie klaut man eine Million?” angesagt, umgesetzt als Volten schlagender Psychothriller. Gut gefällt da schon der Einfall, Goyas verstörendes Gemälde “Flug der Hexen” als Objekt der diebischen Begierde auszuwählen. Der smarte Kunstauktionator Simon – die Berufssparte wird gerade, siehe auch “The Best Offer”, als Filmheld entdeckt -, fiebrig von James McAvoy (“Abbitte”) gespielt, verbündet sich mit einer Bande Profis, um das millionenschwere Kunstwerk zu stehlen. Wortreich erklärt er aus dem Off wie man den Coup problemlos durchzuführen gedenkt, während auf der Leinwand zu sehen ist, wie das Unternehmen aus dem Ruder läuft. Ein Schlag auf den Kopf raubt Simon Teile seines Gedächtnisses, er kann sich nicht erinnern, wo er das Meisterwerk versteckt hat. Und weil Drohungen und Folter ohne Erfolg bleiben, heuert der Anführer der Gang (Vincent Cassel) eine Hypnosetherapeutin (Rosario Dawson) an, um in Untiefen von Simons Psyche vorzudringen. Schwer fällt es streckenweise, dem verwegenen Plot, ersonnen von den Autoren John Hodge (“The Crime”) und Joe Ahearne (“Dr. Who”), zu folgen. Realität und (Alb-)Traum, Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich, immer wieder wechselt der Regisseur die Erzählperspektive, rotiert seine Schauspieler, die mal als Haupt-, dann wieder als Nebenfiguren agieren. Cassel gefällt als eisiger Schurke, Rosario Dawson geizt nicht mit ihren Reizen und wenn sie alle Hüllen fallen lässt, ist das hier nicht (nur) spekulativ, sondern besitzt auch für die Handlung eine tiefer Bedeutung. Ein atemloser, vielschichtiger und taffer Film, der an die rätselhaften Werke Salvador Dalis erinnert und durch die makellose Bildgestaltung Anthony Dodd Mantles (“Antichrist”) besticht. Er sorgt für klare, kräftige Farben mit Technicolor-Anmutung. Boyle at his best! geh.
Originaltitel: Trance Sprache: Deutsch dts 5.1/Englisch dts HD 7.1 MA Untertitel: Deutsch/Englisch/Türkisch/Dt. f. Hörg. Regie: Danny Boyle
Darsteller: James McAvoy (Simon), Vincent Cassel (Franck), Rosario Dawson (Elizabeth), Danny Sapani (Nate), Matt Cross (Dominic), Wahab Sheikh (Riz), Mark Poltimore (Francis Lemaitre), Simon Kunz (Chirurg), Tuppence Middleton (junge Frau)
Produktion: Danny Boyle Produktionsland: Großbritannien Produktionsjahr: 2013 Bildformate: 1:2,40/1080p Mehrkanalton: dts Laufzeit: 101 min.
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