Leicht und locker erzählte Komödie mit sentimentalen Touch, in der Christian Ulmen und Michael Gwisdek ihre komplizierte Vater-Sohn-Beziehung in den Griff kriegen müssen. Gleich zwei Regisseure behandeln aktuell das Thema Alzheimer in ihren Filmen. Während Bruno Chiche sich in seiner Bestselleradaption “Small World” eher auf dramatische Weise dem Thema Gedächtnisverlust im Alter widmet, trägt Till Endemanns Variante eindeutig komödiantische Züge, ohne die Tragik dahinter zu vernachlässigen. Für die Hauptrollen in “Vater Morgana”, einer etwas anderen Liebesgeschichte zwischen Vater und Sohn, konnte der Regisseur von “Das Lächeln der Tiefseefische” zwei höchst populäre Darsteller gewinnen: Christian Ulmen und Michael Gwisdek. Der Film beginnt mit einer wunderbaren Einstellung: Zwei Beinpaare – ein kürzeres unbehaartes und ein längeres behaartes – baumeln an einem Steg über dem Wasser. Das eine gehört Lutz, das andere seinem Vater Walther. Beide angeln gerade zusammen. Doch solch innige Momente wird es im Leben der beiden nicht oft geben. Denn immer, wenn der Sohn seinen Vater wirklich gebraucht hätte, hat sich dieser aus dem Staub gemacht. Mittlerweile ist Lutz (Ulmen) erwachsen und kommt ganz gut allein zurecht. Er ist zwar ein bisschen schusselig und schüchtern, hat aber einen ordentlichen Job bei einer Werttransportefirma und eine hübsche Freundin. Als er seiner Annette (Felicitas Woll) auf der Firmenfeier vor versammelter Mannschaft und zu den Klängen von Münchner Freiheits “Ohne Dich schlaf ich heut’ Nacht nicht ein” einen Heiratsantrag machen will, passiert der Super-GAU. Der verschollene Walther (Gwisdek) steht plötzlich in der Tür und bringt Lutz dermaßen aus dem Konzept, dass er darüber seinen ursprünglichen Plan vergisst. Von nun an ist im Leben des kleinen Wachmanns nichts mehr so wie es einmal war. Denn alles, was Walther in seinem jämmerlichen Dasein jemals anfasst, geht gründlich schief. Und das Schlimmste ist: Der abgehalfterte Sänger von Sinatra-Songs leidet an Alzheimer, kann sich an seine Taten nicht mehr erinnern – auch nicht an den Überfall auf einen Werttransport der Firma seines Sohnes, mit dem er sich seiner finanziellen Sorgen ein für alle Mal entledigen wollte. Lutz ist verzweifelt, will Walther lieber heute als morgen wieder loswerden, doch bringt es ein Sohn tatsächlich fertig, den eigenen Vater hinter Gitter zu bringen, zumal dieser nach eigene Aussage “im Gefängnis Atemnot kriegt”? “Vater Morgana” lebt vor allem von seinen beiden großen Komödianten, wobei Ulmen nur seine vorangegangenen Rollen aus “Maria, ihm schmeckt’s nicht!” oder “Jerry Cotton” zu variieren braucht. Gwisdek hat ein paar bemerkenswerte Auftritte als Harald Juhnke/Frank Sinatra Double und einige pointierte Oneliner wie “Bei schönen Frauen geht bei mir die Lokomotive los”. Weil die Vater-Sohn-Story auch viele bewegende, ans Herz gehende Momente hat, der kriminalistische Teil (besonders das “Nachspielen” des Überfalls, um dem Vater das Erinnern zu erleichtern) viel Komik besitzt und die Nebencharaktere wie Heinz Hoenig als verständnisvoller Chef oder Marc Hosemann als nerviger Polizist zusätzlich für Tempo und Abwechslung sorgen, dürfte die Romantikkomödie im Fahrwasser von Til Schweigers “Barfuß” oder auch “Keinohrhasen” ihr Publikum durchaus finden. lasso.
Originaltitel: Vater Morgana Regie: Till Endemann
Darsteller: Christian Ulmen (Lutz Stielike), Michael Gwisdek (Walther Stielike), Felicitas Woll (Annette Dierks), Marc Hosemann (Lothar Rehberg), Ulrike Krumbiegel (Britta), Michael Lott (Holger), Heinz Hoenig (Günther Dierks), Hans-Peter Hallwachs (Moebius), Aykut Kayacik (Fazeli), Friederike Kempter (Kerstin), Annalena Schmidt (Dr. Beer), Alexander Stamm (Axel), Kyra Mladeck (Frau Dr. Markwitz), Hans-Peter Korff (Juwelier), Harald Maack (Eberhardt), Douglas Welbat (Schließer), Philip Drews (Lutz, jung), Antje Otterson (Kellnerin), Stephan Schreck (1. Beamter), Bernd Gajkowski (2. Beamter), Maxim Kovalevski (Vladimir), Katja Brügger (Heidi Dierks), Traudel Sperber (Maklerin), Judith Goldberg (Braut), Ralf Wegner (Bräutigam)
Produktion: Douglas Welbat Produktionsland: Deutschland Produktionsjahr: 2010 Laufzeit: 90 min.
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