Spike Jonzes Verfilmung eines berühmten Kinderbuchs beweist, wie traditionell und modern, unkonventionell und unterhaltsam harmonisch koexistieren können. Fragen, ob kleine Jungs große Monster beherrschen können oder Kreaturen Gliedmaßen abgerissen werden dürfen, wenn deren Reaktion über ein erstauntes “Das war mein Lieblingsarm” nicht hinausgeht, sind von Beginn an überflüssig. Denn die hier gezeigte Welt ist ein Traum, ist eine Zuflucht, die ein Kind nach seinen Erfahrungen und Bedürfnissen gestaltet. In “Wo die wilden Kerle wohnen” hat konventionelles Erzählen kein Zuhause mehr. Es gibt kein schlichtes dramaturgisches Ziel, keinen Bösewicht, der besiegt, keine Prüfung, die bestanden werden muss. Nur den Blick auf die Wirklichkeit eines Kinds durch eine fantastische Brille. Max (Max Records), ein Junge mit großer Fantasie, fühlt sich allein gelassen. Vom Vater, der die Familie verlassen hat, von der älteren Schwester und der Mutter (Catherine Keener), die seit kurzem einen Freund hat und überfordert ist, wenn Max seine Wut unkontrolliert auslebt. Nach einem Streit reißt Max aus und nimmt mit einem kleinen Boot Kurs zum Horizont. Nach Tagen auf See und einer bedrohlich inszenierten Landung in der Brandung betritt Max eine Insel, auf der eine Handvoll exotischer Kreaturen lebt. Seine Furchtlosigkeit gegenüber diesen Wesen, die nur äußerlich gefährlich, im Grunde aber eher sanft, kindlich gelangweilt oder traurig wirken, und sein in Zerstörungslust explodierender Zorn machen Max zum Freund des Anführers Carol – ein plüschiger Riese, der wie Max aggressive Impulse nicht zügeln kann, aber auch Kreativität in sich trägt. Ein paar Tage lebt der Junge als König unter diesen Geschöpfen, spielt und tollt mit ihnen, bis es durch Carol, Vaterfigur wie auch Spiegelbild, auch hier zum Streit und zur Trennung kommt. Keine 340 Wörter enthält Maurice Sendaks Kinderbuchklassiker, den Jonze und Koautor Dave Eggers geschickt erweitert haben. Auf beiden Ebenen, der realen und der fantastischen, wird die Problematik von Familie beleuchtet, die unterschiedlichen Temperamente, die Unmöglichkeit, jeden in gleicher Intensität lieben zu können. Eine ausschließlich kindliche Erlebniswelt zeigt sich hier, in der Stimmungen blitzschnell kippen können, Ausgelassenheit und Enttäuschung, Wut und Versöhnung oft nah beieinander liegen. Junge Zuschauer werden nicht unnötig verschreckt, können sich in den Figuren wiedererkennen, gerade auch, weil unbequeme Gefühle nicht tabuisiert werden. Ältere können sich in Interpretationen verlieren und über die Tricks rätseln, die klassische und digitale Techniken verbinden, ohne dass eindeutige Zuordnungen leicht möglich sind. Originelle, unverbrauchte Bilder gibt es hier zu sehen, eine sich ohne aufdringliche Pädagogik entfaltende Magie, die dieses in seiner Entstehungsgeschichte problematische Projekt zu einem erfolgreichen US-Start führte. Ohne Sentimentalität und Unterwerfung an den populären Geschmack. kob.
Originaltitel: Where the Wild Things Are Sprache: Deutsch DD 5.1/Englisch DD 5.1/Französisch DD 5.1/Spanisch DD 5.1/Italienisch DD 5.1 Untertitel: Deutsch/Französisch/Spanisch/Italienisch/Dt. f. Hörg./Engl. f. Hörg./Niederländisch/Portugiesisch Regie: Spike Jonze
Darsteller: Max Records (Max), Catherine Keener (Max’ Mom), Mark Ruffalo (Freund), Pepita Emmerichs (Claire)
Produktion: Tom Hanks Produktionsland: USA Produktionsjahr: 2009 Mehrkanalton: Dolby Digital 5.1
Kritik: Spike Jonzes dritte Regiearbeit nach “Being John Malkovich” und “Adaption” ist seine erste nach eigenem Drehbuch. Dieses erweitert Maurice Sendaks Kinderbuchklassiker durch einen tieferen Einblick in Situation und Beweggründe der Figuren, zeigt die Problematik von Familie, ohne platt zu psychologisieren oder Fundamentalpädagogik zu betreiben. Unsentimental und unkonventionell erzählt, zeigt Jonzes Film eine kindliche Erlebniswelt, die nie übermäßig bedrohlich, sondern unaufdringlich optimistisch und versöhnlich wirkt.
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